
Der November ist der Monat, in dem Nebelschwaden die Landschaften geheimnisvoll verschleiern – so wie Masken die Gesichter von Menschen verhüllen.
Maskenspiele waren im Europa der Renaissance und vor allem in der italienischen Frührenaissance eine Form der theatralischen wie auch zunächst volkstümlichen Unterhaltung. Das Spiel mit einer Maske ist ein Spiel mit einer fremden Identität und ermöglicht dem Spielenden größtmögliche Freiheit, insbesondere in der theatralen Umsetzung. Dieser hohen Kunst haben sich im November gleich mehrere Inszenierungen verschrieben.
Die bremer shakespeare company geht in ihrer liebevollen Inszenierung Pinocchio, auch für Erwachsene! am 04. November der Frage nach, was diese kleine Holzfigur aufgeben muss, um ein „braver“ Junge zu werden. Das garstige Märchen von Carlo Collodi erzählt vom alten Gepetto, der aus einem Stück Holz anstatt einem Tisch daraus eine Marionette schnitzt, die ihn immer lieben soll und mit der er sich ein Zubrot verdienen will. Doch es kommt anders, als er gedacht hat: Pinocchio hat eine laute Stimme, schräge Ideen, übermütigen Eigensinn, großzügiges Mitgefühl, reichlich Neugier und naive Beherztheit und rennt von einem Abenteuer ins nächste. Jedes Mal, wenn Pinocchio haarscharf einer Katastrophe entkommt, denkt er bei sich: Ich möchte so sehr ein braver Junge werden, um jeden Preis! Doch Menschwerdung kostet: Nicht mehr wild, zutraulich und warmherzig darf er sein, sondern angepasst, artig und arbeitsam.

Auch Charly Chaplin maskierte sich gewissermaßen, indem er in seinen Filmen stets in die Rolle des Tramp schlüpfte. Das Kyiv Symphony Orchestra liefert im Filmkonzert am 06. November live den Soundtrack zu City Lights – Lichter der Großstadt. Chaplin selbst zeichnete für die Musik zu diesem amüsant-bezaubernden Märchen verantwortlich. Unterstützt von einem Arrangeur und einem musikalischen Direktor legte der Regisseur und Schauspieler Chaplin 1931 für „City Lights“ seine erste eigens komponierte Filmmusik vor. Der Film ist eine zeitlose Parabel: Wir meinen, reich sein zu müssen, um vor uns selbst und den anderen bestehen zu können. Doch nur derjenige, der für den schönen Schein nicht blind ist, erkennt das eigentliche Wesen. Traditionell gibt es um 19.15 Uhr wieder eine Einführung in das Werk.
Um ihren Vater zu retten, der aus einem scheinbar verlassenen Schloss eine Rose stehlen wollte und dafür vom dort lebenden Ungeheuer eingesperrt wurde, begibt sich Belle in die Fänge dieses furchterregenden Biestes. Und obwohl sie immer nur sein hässliches Gesicht sehen kann, ahnt ihr Herz schnell, dass sich dahinter eine gute Seele verbirgt, die endlich befreit werden muss. Nur die Liebe von Belle hat die Kraft, einen alten Fluch zu lösen! Das diesjährige Weihnachtsmärchen für die ganze Familie Die Schöne und das Biest, eine der schönsten Geschichten über Identitätsfindung und die Kraft der Liebe, hat am 15. November Premiere und steht fast täglich bis zum 22. Dezember auf dem Spielplan des Scharoun Theaters.
How to date a Feminist ist eine schlagfertige Komödie, in der die zwei Darsteller:innen in rasanten Rollenwechseln die traditionellen Geschlechterrollen aufs Korn nehmen: Wie gehen Feminismus und eine Schwäche für Mistkerle zusammen? Kate steht auf Machos, Steve ist Feminist. Sie ist als behütetes Einzelkind in einem Londoner Vorort aufgewachsen, er in einem Frauenprotestcamp. So Dennoch finden Kate und Steve einander unwiderstehlich – wer ist nun der lupenreinere Feminist in dieser Paarung – die Frau oder der Mann? Die genial erdachte Komödie zeigen die Hamburger Kammerspiele am 18. November.
Mimirichi, das vielfach international ausgezeichnete Clown-Ensemble aus Kiew und Meister des Körpertheaters, erweckt mit Hilfe von physischer Pantomime, Plastizität und Improvisation ganz gewöhnliches Zellophan zum Leben und verwandelt das Plastik mit Humor und Zärtlichkeit in fantasievolle Requisiten und entführen das Publikum in eine ganz neue, farbenfrohe, unglaublich verrückte Welt. Plastic fantastic heißt ihr neues Programm, mit dem das brillante Ensemble am 26. November in Wolfsburg gastiert.
Die Bühne Cipolla verwandelt bekannte Werke der Weltliteratur in expressives und poetisches Figurentheater mit Livemusik. Originelle Puppen, ausdrucksstarke Masken und fantastische Klänge lassen auf der Bühne Welten entstehen, die eine unwiderstehliche Faszination auf das Publikum ausüben. Aufzeichnungen aus dem Kellerloch nach Fjodor Dostojewski ist ein bitterböser Spaß und eine scharfe Gesellschaftsanalyse, der beständige Kampf gegen die Lüge und den schönen Schein. Das Stück erzählt von einem namenlosen Beamten, der Arbeit, Freunde und gesellschaftliche Verpflichtungen aufgibt, um mithilfe einer kleinen Erbschaft sein Dasein in einer Art sozialem Experiment künftig in einem Keller zu fristen – zu sehen am 27. November.
Aktuelle Informationen sind zu finden unter www.theater.wolfsburg.de.
