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Shadow

Spielplan Scharoun Theater Wolfsburg im November

Glasmenagerie.Foto: oh/Arno Declair

Der November ist ein mystischer Monat, in dem Nebelschwaden die Landschaften geheimnisvoll verschleiern und kalte Winde die Menschen in die Häuser treiben. Es ist die Zeit des Rückzugs, aber auch der intensiven Begegnungen. Davon erzählen in vielfältigen Facetten vor allem die auf internationalen Bestsellern beruhenden Schauspiel-Inszenierungen, die das Scharoun Theater im November zeigt.

Chaim & Adolf ist die erste einer Reihe von Inszenierungen, die der neue Intendant Axel Krauße mit nach Wolfsburg bringt und als Cafeteria-Inszenierung behutsam in den Spielplan integriert: Chaim ist Tourist aus Tel Aviv und als passionierter Radler unterwegs. Als leidenschaftlicher Schachspieler bleibt ihm allerdings nur ein Mann namens Adolf als Spielgegner, der im Dorf lebt. So beginnt ein denkwürdiger Schachabend, der nicht nur Gegensätze, sondern auch Gemeinsamkeiten aufdeckt – ein unterhaltsames und vor allem spannendes Theaterstück über die deutsche Geschichte und seine Auswirkungen bis in die heutige Zeit, das am 01. November Premiere feiert und im November noch mehrmals auf dem Spielplan steht.

Der Vorleser. Foto: oh/G2 Baraniak

Sie sagt. Er sagt. ist ein weiteres packendes Justizdrama des zum internationalen Bestsellerautor emporgestiegenen ehemaligen Strafverteidigers Ferdinand von Schirach. Großes überregionales Öffentlichkeits- und Medieninteresse erregt der Strafprozess, bei dem der Vorwurf einer mutmaßlichen Vergewaltigung verhandelt wird. Wird das Urteil, weil es keine Zeugen gibt und Aussage gegen Aussage steht, dem Grundsatz „In dubio pro reo“ – im Zweifel für den Angeklagten – folgen? Der 03. November gibt vielleicht Antworten.

Die titelgebende Figürchensammlung Die Glasmenagerie steht in Tennessee Williams‘ melodramatischem Meisterwerk am 06. November sinnbildlich für die Zerbrechlichkeit des Wunsches, über sich selbst hinauszuwachsen oder einfach nur schadlos zu bleiben. Die Inszenierung unterstreicht die Zeitlosigkeit der dargestellten Familienkonstellation, in der jeder dem von harter Arbeit geprägten Leben so energisch etwas Positives abzugewinnen versucht, dass es das Familienleben eher belastet als entlastet. „Was man an diesem Abend zu sehen bekommt, ist ein wahres Schauspielfest, bei dem die vier Darsteller alles zeigen können, was in ihnen steckt.“, urteilte die Frankfurter Allgemeine Zeitung.

Chaim und Adolf. Foto: Evi Lemberger

Völlig unbedarft und unverhofft hingegen strandet am 14. November erstmals ein großes Ei aus Urzeiten auf der Wolfsburger Theaterbühne. Daraus schlüft ein Urmel aus dem Eis und leitet die Weihnachtsmärchenzeit in Wolfsburg ein, die bis zum 22. Dezember andauert. Hausschwein Wutz zieht Urmel auf, Professor Tibatong bringt ihm das Sprechen bei und in Ping Pinguin und Wawa dem Waran findet Urmel zwei echte Freunde, mit denen es für mächtig Wirbel auf der kleinen Insel sorgt. Dann aber begeht Professor Tibatong eine schreckliche Dummheit … Regie in dem Stück nach dem Kinderbuch von Max Kruse führt der neue Intendant Axel Krauße, willkommen sind dann fast täglich junge und junggebliebene Kinder ab 4 Jahren.

Bernhard Schlinks Roman Der Vorleser wurde in mehr als 50 Sprachen übersetzt und avancierte zum internationalen Bestseller. Die Inszenierung des Altonaer Theaters Hamburg am 25. November handelt von der verhängnisvollen Begegnung des 15-jährigen Michael mit der deutlich älteren Hanna, die seine erste Geliebte wird – voller Zuwendung und Zärtlichkeit, aber auch schroff, reizbar und tyrannisch. Sie hütet verzweifelt ein Geheimnis. Eines Tages ist sie spurlos verschwunden. Erst Jahre später sieht er sie wieder. Einfühlsam und genau untersucht das Stück das Verhältnis von Liebe und Schuld vor dem Hintergrund der deutschen NS-Verbrechen und nähert sich dem Geschehen über den Vorgang des Erinnerns – suchend, fragend und im Bewusstsein, wie sehr unsere Vergangenheit unsere Gegenwart bestimmt.

Der Monat neigt sich am 27. November mit Lutz Hübners witzigem und aberwitzigen Stück Was war und was wird dem Ende entgegen: Da ist ein Ehepaar in der Mitte des Lebens, die Kinder sind fast aus dem Haus, das Paar spielt seine eigene Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft durch. Dabei stellen sich Fragen von existenzieller, berührender, tragikomischer Wucht. Hat man vielleicht aneinander oder gar am eigenen Leben vorbeigelebt? Was wäre gewesen, hätte man andere Wege eingeschlagen, andere Entscheidungen getroffen? Fragen, die sich jeder schonmal gestellt hat – und so ist dieser Theaterabend ist ein Ereignis, in dem man staunt, den Kopf schüttelt, berührt ist und nachdenklich wird – kurzgesagt: großes Theater!

Aktuelle Informationen sind zu finden unter www.theater.wolfsburg.de