Eine Generation meldet sich zu Wort", so werden die Ergebnisse der 18. Shell-Jugendstudie überschrieben.

„Eine Generation meldet sich zu Wort“, so werden die Ergebnisse der 18. Shell-Jugendstudie überschrieben.

Die Shell-Jugendstudie bietet viel Raum für Interpretationen und Schlagzeilen. Zentrale Aussagen sind: Die Jugend will mehrheitlich beteiligt werden und mitgestalten. Sie ist engagiert und interessiert. „Es zeigt sich auch, dass junge Menschen in der Mehrheit für eine vielfältige, offene und gerechte Gesellschaft eintreten“, freut sich Stadtjugendpfleger Gunnar Czimczik. Sie seien weiterhin in ihrer großen Mehrheit tolerant gegenüber anderen Lebensformen, Minderheiten und sozialen Gruppen.
„Es deckt sich weitgehend mit unseren Erfahrungen aus der Wolfsburger Kinder- und Jugendarbeit, sowohl der Offenen Kinder- und Jugendarbeit als auch der Jugendverbandsarbeit“, so Czimczik. Die Jugendforscher unterstreichen zum Beispiel: Quer durch alle Gruppierungen findet sich eine Reihe von Gemeinsamkeiten, darunter eine zunehmende Sorge um die ökologische Zukunft, ein Trend zu gegenseitigem Respekt und einer Achtsamkeit in der eigenen Lebensführung, ein starker Sinn für Gerechtigkeit sowie ein wachsender Drang, sich für diese Belange aktiv einzubringen.
„Ernsthafte und wirksame Beteiligung junger Menschen muss deswegen in Wolfsburg weiter ausgebaut und verstetigt werden. Wolfsburg ist mit vielen Initiativen und Projekten auf dem richtigen Weg, um sich erfolgreich zu einer kinderfreundlichen und jugendgerechten Kommune zu entwickeln. Wir dürfen uns nicht auf dem Erreichten ausruhen und auch in schwierigen Zeiten weiter in Kinder- und Jugendarbeit investieren“, fordert Czimczik. „Kinderfreundlichkeit und Jugendgerechtigkeit sind dabei nicht gleichzusetzen mit Familienfreundlichkeit. Gute Kindertagesstätten und sanierte Schulen ersetzen kein Jugendzentrum, das darf nie vergessen werden. Die Studie bestätigt die Wichtigkeit von Kinder- und Jugendarbeit für die Weiterentwicklung unserer demokratischen und freiheitlichen Gesellschaft.“ Kinder- und vor allem Jugendarbeit biete jungen Menschen die Möglichkeit einer erfahrungsorientierten und dialogischen politischen Bildung sowie die Gelegenheiten sich zu engagieren und aktiv mitzuentscheiden.
Ein sehr gutes Beispiel für „Jugend Raum geben!“, das die Stadt Wolfsburg von anderen Kommunen unterscheidet, ist ihre Bereitschaft Kontrolle und Gestaltungsmacht unmittelbar an Jugendliche abzugeben. Selbstverwaltete Jugendhäuser, so wie das jetzt zur Sanierung anstehende Jugendhaus Ost, seien laut Czimczik Werk- und Lernstätten der Demokratie. Die Selbstverwaltung zeichne sich vor allem durch völlige Autonomie in Konzeption, Organisation und Eigendefinition aus, sprich durch maximalen Freiraum für junge Menschen. 
Für die Jugendförderung der Stadt Wolfsburg sei außerdem die Unterstützung der „Fridays for Future“-Bewegung von Beginn an eine wichtige Angelegenheit gewesen. „Jugendliche melden sich mit ihren Anliegen und Ängsten zu Wort, ein Umstand, der die Kolleginnen und Kollegen in den Jugend- und Freizeiteinrichtungen begeistert, da nun endlich herausbrach, was oftmals nur in kleinen Gruppen diskutiert wurde“, ergänzt Czimczik. „Auch in Wolfsburg müssen die berechtigten Anliegen und Ängste der nachwachsenden Generation in der tagesaktuellen politischen Agenda sichtbar werden. Solidaritätsbekundungen der Parteien und Ratsmitglieder gegenüber den Anliegen von ‚Fridays for Future‘ sind da nicht mehr ausreichend. Kinder und Jugendliche in Wolfsburg erwarten zu Recht, dass auch ihre Anliegen ernsthaft geprüft, beraten und im Idealfall auch umgesetzt werden.“
So seien junge Menschen unter 18 Jahren in Wolfsburg grundsätzlich auf einen gut ausgebauten ÖPNV angewiesen, da dieser ihnen eine von Eltern unabhängige stadtweite Mobilität ermöglicht. Selbstbestimmte regionale und überregionale Beweglichkeit verschaffe ihnen Freiheit und stärke das Selbstbewusstsein. Nur ein gut ausgebauter ÖPNV mache die sogenannten abendlichen „Elterntaxis“ überflüssig.
Weiterer Befund der Studie ist, dass die Europäische Union von Jugendlichen als Chance und nicht als Risiko empfunden wird. Weniger als ein Zehntel haben eine negative oder sehr negative Einstellung zur Europäischen Union. Auch hier sind ähnliche Erfahrungen in der Wolfsburger Kinder- und Jugendarbeit gemacht worden. Internationale Begegnungen, Bildungsfahrten zum europäischen Parlament und die 2018 erstmals durchgeführte Internationale Jugendkonferenz haben bei den Wolfsburger Jugendlichen eine hohe Akzeptanz. Der Aussage „Die Regierung verschweigt der Bevölkerung die Wahrheit“ stimmten 53 Prozent der Befragten zwischen 12 und 27 Jahren zu. Diese Entwicklung findet Czimczik bedenklich und deutet sie als einen erneuten und deutlichen Weckruf für Lehrkräfte und Mitarbeitende in der Jugendarbeit. Politische Bildung müsse wieder Teil des pädagogischen Alltags werden. Es gelte, zu jeder Zeit und an jedem Ort Haltung für Freiheit, Vielfalt und Toleranz zu zeigen.
Kritisch werden laut Studie Internet, Soziale Medien und die Digitalisierung betrachtet. Hier überwiegen trotz intensiver Nutzung bei vielen Jugendlichen Bedenken und Verunsicherung. Über die Hälfte hadert mit der Datensicherheit, mit Fake News und Hate Speech. „Hier kann und muss Digitale Jugendarbeit ansetzen und Angebote entwickeln“, sagt Gunnar Czimczik und betont, dass sich die Jugendförderung und der Stadtjugendring in diesem Themenfeld schon seit vielen Jahren sehr aktiv engagiere.
Für die Studie wurden über 2500 junge Menschen befragt. Zur Studie: www.shell.de/jugendstudie
Foto: oh/josephredfield
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