
Eine Jugendkultur rückt in den Blick von Kunst- und Kulturvereinen
Das Thema Graffiti wird in der Öffentlichkeit noch immer eher als Problem denn als Kunst- und Ausdrucksform gesehen und thematisiert. An Graffitkunst scheiden sich die Geister, für die einen ist es purer Vandalismus und für die anderen ist es eine Form moderner Kunst. Fakt ist, Graffitikunst (Fassadenkunst) war und ist ein wichtiger Bestandteil der Jugendkultur. Auch wenn nicht jedes Graffiti per se ein „Kunstwerk“ ist, so stellt es dennoch eine Form von stillem Ausdruck, Protest oder einfach künstlerischer Verwirklichung dar. Insbesondere Hausbesitzer*innen und Wohnungsbaugesellschaften erleben und erfahren Graffiti als Sachbeschädigung und Vandalismus.
Für Stadtjugendpfleger Gunnar Czimczik ist der Umstand, dass sich in den vergangenen Monaten vermehrt Kunst- und Kulturvereine dem Thema Graffiti gewidmet haben, erst einmal eine positive Wendung. Graffiti wird als Fassadenkunst anerkannt und verliert sein negatives Image. Allerdings stellt dieser neue Hype die Stadt Wolfsburg auch vor große und nicht zu unterschätzende Herausforderungen. „Es fehlen einfach Flächen, auf denen legal und ohne Verfolgungsdruck gesprayt werden kann“, so Gunnar Czimczik. Derzeit haben junge Graffitikünstler*innen kaum Möglichkeiten, um ihre Kunst auszuleben. Ein Umstand, der Graffitis oftmals mit Vandalismus und willkürlicher Zerstörung in Verbindung bringt.
Deshalb begrüßt die Jugendförderung ausdrücklich die neue Offenheit der lokalen Kunstszene zum Thema Fassadenkunst
Das sieht man u.a. an dem Angebot des Wolfsburger Kunstvereins Crearte. Der Workshop „Do it Like Banksy“, der im Dezember startet, ist ein digitaler Stencil-Graffiti-Workshop, der von Kay Kaaz, alias Kayman durchgeführt wird. Grundsätzlich ist so ein Workshop absolut begrüßenswert. Banksy ist ein herausragender Künstler und in der Graffiti-Szene eine Kultfigur. Er ist allerdings dafür bekannt, dass seine regelmäßigen medialen und spektakulären Aktionen auch illegal sind.
Ein Titel wie „Do it Like Banksy“, kann daher leicht falsch verstanden werden und könnte durchaus dazu führen, dass Jugendliche motiviert werden, vorhandene Hemmungen abzubauen oder sogar legale Grenzen zu überschreiten. In vielen anderen Städten wurden Graffiti-Projekte wieder eingestellt, da die Teilnehmenden, wenn sie ihre Kunst ausleben wollen, mangels legaler Flächen in die Illegalität getrieben wurden. Wer Graffiti-Kultur fördert, muss sich auch für entsprechende legale und öffentliche Graffiti-Flächen einsetzen.
Die Jugendförderung Wolfsburg ist sehr daran interessiert, legale Plätze und alternative Möglichkeiten für Graffiti-Künstler*innen zu schaffen, da es momentan eindeutig zu wenige davon gibt.
Die Jugendförderung Wolfsburg ist sehr daran interessiert, legale Plätze und alternative Möglichkeiten für Graffiti-Künstler*innen zu schaffen, da es momentan eindeutig zu wenige davon gibt.
Aus diesem Grund setzt sie sich seit vielen Jahren für legale und gewollte Flächen zum Sprayen in öffentlich sichtbaren Bereichen ein, wie z.B. Verteilerkästen, Transformatorenhäuser, Hauswände oder Mauern. Das Thema Erweiterung von legalen und freien Flächen für Fassadenkunst wird 2021 ein wichtiger Baustein der Arbeit mit der jugendlichen Kulturszene in Wolfsburg sein. Ziel ist es, zeitnah weitere legale Flächen und Möglichkeiten für junge Fassadenkünstler*innen in und um Wolfsburg zu erschließen, damit diese Kunstform in Wolfsburg eine angemessene Bühne hat und der Anreiz für illegale Aktionen verringert wird.
Für Stadtjugendpfleger Gunnar Czimczik ist klar: „Graffiti macht Spaß, Graffiti tut weh und Graffiti polarisiert. Es tut der Großstadt Wolfsburg mit ihrer vielfältigen Stadtgesellschaft gut, sich dieser lebendigen Kultur- und Jugendform zu öffnen.“
Für Stadtjugendpfleger Gunnar Czimczik ist klar: „Graffiti macht Spaß, Graffiti tut weh und Graffiti polarisiert. Es tut der Großstadt Wolfsburg mit ihrer vielfältigen Stadtgesellschaft gut, sich dieser lebendigen Kultur- und Jugendform zu öffnen.“
Foto: oh/StockSnap