
(v.l.n.r) Die Preisträgerinnen des arti 2020: Anna Miethe (3.Platz), Luz Helena Marin Guzmán (1. Platz), Eileen Lofink (2. Platz).
Zum 8. Mal wurden drei Preisträger*innen des arti Kunstpreises im Kunstverein Wolfsburg gekürt
Aufgrund der Pandemie wurde das Event erstmals per Livestream über die Homepage des Kunstvereins und auf Facebook übertragen, Künstler*innen und Redner*innen waren vor Ort anwesend.
Erste Siegerin wurde die Künstlerin Luz Helena Marín Guzmán. Ihre Arbeit entstand während des Lockdown (so auch der Titel des Werks) zu Zeiten der Corona Pandemie. Freunde und Familie aus aller Welt schickten ihr während der Einschränkungen Handyfotos, welche ihren persönlichen Blick aus dem Innenraum auf den Himmel zeigen. Die Künstlerin bearbeitete 103 der Aufnahmen mit digitaler Zeichnung und erschuf eine Reihe fantasievoller Werke, die an kindliche Suche von Gestalten in Wolkengebilden erinnern. Ihr Aufruf und das Sammeln von Fotos unterschiedlicher Herkunft als Basis ihrer Arbeit, so genannte Crowd Art, sowie die moderne Verwendung digitaler Medien waren zwei Faktoren, die die fünfköpfige Jury überzeugten. Besonders beeindruckte die Umsetzung des Wettbewerbsthemas „Mit Energie“: Jedes einzelne Foto transportiert die Sehnsucht nach der Außenwelt, während man gezwungen ist, in der Enge des Hauses auszuharren und sich Beschäftigung zu suchen.
Der Künstlerin diente diese Situation als Antrieb: Sie nutzte das künstlerische Abarbeiten gegen die Lähmung während des Lockdown und motivierte mit ihrem Aufruf zur Fotosammlung auch Freunden und Verwandte zur bewussten und kreativen Auseinandersetzung mit der Situation.
Der zweite Preis ging an Eileen Lofink, die es bereits 2016 unter die Nominierten schaffte. Damals noch als Studentin von Thomas Rentmeister, hat sie inzwischen erfolgreich ihren Meisterschüler bei Hartmut Kummer an der HBK Braunschweig abgeschlossen und wohnt derzeit wieder in Wolfsburg. Ihre Installation „from pure air we have descended“ besteht aus 77 flammenförmigen Objekten unterschiedlicher Größe, die im Ausstellungsraum zu einem nahezu perfekten, dunkelrot glänzenden Ring arrangiert wurden. Die Flamme, archaisches Symbol für Wärme und Energie, erstarrt in der Umsetzung als Keramik zu einer erkalteten, organischen Form. Dieses Paradox wird noch gesteigert durch die Tatsache, dass Feuer als Energiequelle Voraussetzung für das Brennen und anschließende Glasieren der Keramik bildet. Den dritten Preis gewann Anna Miethe für ihre Einreichung mit dem Titel „x-raybbit“. Ihr Videobeitrag schenkt dem Betrachter ein mikrokosmisches Erlebnis. Die Grundlage der Arbeit bildet die Radiografie eines Hasen, die die Künstlerin digital nachbearbeitete. Sie erschuf einen neuartigen, undefinierbaren Körper mit der naturwissenschaftlichen Ästhetik eines Röntgenbildes, der durch die Bewegung animierter kreisförmiger Partikel im Innern und den langsamen Rhythmus pulsierender Klänge zum Leben erweckt wird.
Als musikalisches Highlight begleitete Johann Ehlers die Eröffnung und Preisverleihung mit Gesang und Piano. Es sprachen: Dennis Weilmann (Dezernent für Wirtschaft, Digitales und Kultur der Stadt Wolfsburg), Claudia Kayser (Leiter, Direktion Wolfsburg, Volksbank BraWo) und Rita Werneyer (Sprecherin Cultural Engagement, Volkswagen Communications). Die Ausstellung zum arti 2020: Mit Energie ist vom 19/06-09/08/2020 im Kunstverein Wolfsburg im Schloss Wolfsburg zu sehen. Neben den Gewinnerwerken sind auch Arbeiten von atelier für zukünfte, Anita Marijana Bajic, Axel Bosse, Jörg Hennings, Tarabea Guastavino San Martin, Linus T. Schulz/Hellen Niemann und Walter Winter ausgestellt, die ebenfalls nominiert waren. Der arti wird freundlicherweise von Volkswagen, Volksbank BraWo und Stadt Wolfsburg unterstützt. Dafür sind wir sehr dankbar!
Mehr unter: www.kunstverein-wolfsburg.de
Fotos: oh/Veranstalter