Aus Anlass des 45-jährigen Jubiläums der Städtischen Galerie wurde Michael Müller eingeladen, eine Neupräsentation der Sammlung zu kuratieren.

Michael Müller beim Ausstellungsaufbau der 3. Fassung „Deine Kunst“ ©Städtische Galerie Wolfsburg.

Die Städtische Galerie Wolfsburg wurde am 20. Oktober 1974 eröffnet.

Aus Anlass des 45-jährigen Jubiläums wurde der in Berlin lebende Künstler Michael Müller eingeladen, eine experimentelle Neupräsentation der Sammlung zu kuratieren. Der Künstler zeigt einen Ausstellungszyklus, der sich über den Zeitraum von zwei Jahren erstreckt und die Sammlung in mehreren aufeinanderfolgenden Fassungen vorstellt.
Kulturdezernent Dennis Weilmann: „Der Städtischen Galerie ist es durch eine intensive Arbeit mit der eigenen Sammlung nachhaltig gelungen, sich der Versuchung flüchtiger Ausstellungsevents zu entziehen und bewusst einen Gegenpol zu den Massenmedien und der Eventkultur zu bilden. Sie hat mit ihrem dichten Programm einen kontinuierlichen Prozess der Auseinandersetzung initiiert, der die Kunst im Museum und die Besucherinnen und Besucher zusammenführt. Für dieses Stehvermögen gilt der Institution unsere Anerkennung.“
Susanne Pfleger, Direktorin der Städtischen Galerie Wolfsburg: „Zur Präsentation unserer Jubiläumsausstellung ist es uns gelungen, den Berliner Künstler Michael Müller zu gewinnen. Er ist internationalen Ausstellungsprojekten vertreten und ich freue mich sehr darüber, dass er sich über diesen langen Zeitraum so intensiv und dynamisch mit der Sammlung der Städtischen Galerie Wolfsburg auseinandersetzt und damit seine Wertschätzung ausdrückt. Durch seinen Blick und seine Auswahl wird sie dem Publikum völlig neuartig und ungewohnt präsentiert. Es wird immer wieder überraschende kuratorische Eingriffe geben.“
In seinem Wolfsburg Projekt „DEINE KUNST“ beschäftigt sich Michael Müller intensiv mit der Sammlung und der Ausstellungssituation der Städtischen Galerie Wolfsburg und rückt in diesem Zusammenhang Original und Kopie in den Fokus: das Mit-, Neben- und Gegeneinander von Individuellem und Übernommenem, Originalität und Traditions-bezug, Stil und Zitat, Hommage und Plagiat. Er ordnet, sortiert und stellt ganz neue überraschende Bezüge her. Auch Leerstellen und Krisensituationen spielen dabei eine Rolle und laden zur Diskussion ein.
Michael Müller, Künstler und Kurator: „So recht `beim Alten´ bleibt wenig in der Neupräsentation der Sammlung der Städtischen Galerie Wolfsburg. Es stehen zahllose Fragen im Raum. Steckt die Sammlung in einer `Krise´? Wann wird ein Ausstellungskontext zum Kunstwerk? Was wird gezeigt, wenn fast nichts gezeigt wird? Kurz: Fast alles wird auseinandergenommen. Neu zusammengesetzt wird es später. Die Werke werden (so viel sei verraten) auch in dieser Fassung nicht störungsfrei präsentiert. Gerade die Störungen zeigen, was sonst funktioniert. Die Ausnahmen zeigen die Regeln.“
Die dritte Fassung der Ausstellungsreihe „DEINE KUNST“ trägt den Titel „The Conditions of Being Art (oder der Amateur)“ und nimmt ausgewählte Werke aus den Beständen der hauseigenen Sammlung zum Anlass, mit den Bedingungen und Möglichkeiten des Ausstellens zu experimentieren, einzelne Parameter zu isolieren, zu untersuchen und zu variieren. Wie werden Kunstwerke präsentiert? Wie beeinflussen der Raum und das Umfeld die Werke? Gibt es ein „Gesetz der guten Nachbarschaft“ (Warburg) oder sind alle Werke „der Todfeind“ aller anderen (Adorno)? „The Conditions of Being Art (oder der Amateur)“ stellt damit – wie der Ausstellungszyklus im Ganzen – die Frage nach dem ebenso komplizierten wie faszinierenden Zusammenhang der Werke untereinander sowie nach dem Verhältnis von Werk und Künstler, Künstler und Kurator, Kurator und Publikum, die sich in vielfältiger Form in den Räumen der Ausstellung begegnen. Den Künstler repräsentieren u.a. die Signatur und das Selbstportrait, also Mittel der Authentifizierung, die unterschiedlicher kaum sein könnten.
In den Fokus rückt demgegenüber eine selten beachtete Form der Grenzziehung: der Rahmen, der die Werke umgibt und die Autorschaft beschränkt. Wo hört das Werk auf? Wo fängt der Rahmen an? Was passiert, wenn der Rahmen zum Werk wird? Die besondere Bedeutung der Nachbarschaft für die Wirkung der einzelnen Arbeiten (ihr Mit-, Neben- und Gegeneinander auf der Wand oder im Raum) bildet den letzten großen Schwerpunkt, der in der Ausstellung untersucht wird und zeigt, wie die Werke einander beeinflussen, ja ineinander diffundieren können. Präsentiert werden jene Werke, die in der zweiten Fassung des Zyklus in Form eines Audioguides zur Sprache kamen, also nur zu hören und nicht zu sehen waren. Sie werden (so viel sei verraten) auch diesmal nicht störungsfrei kuratiert. Gerade die Störungen zeigen, was sonst funktioniert. Die Ausnahmen zeigen die Regeln.
Die Ausstellung wird am Samstag, 19. Oktober, 19 Uhr in der Städtischen Galerie Wolfsburg eröffnet. Laufzeit der dritten Fassung bis 23. Februar 2020.
Foto: oh/Janina Snatzke

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