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Ausstellung „Der Weg des größten Widerstandes“ verlängert

Wachstumsschmerz (2023). Foto: Fabian Knecht

Aufgrund der Aktualität des Krieges und dramatischen Situation in der Ukraine verlängert die Städtische Galerie Wolfsburg die Einzelausstellung Der Weg des größten Widerstandes von Fabian Knecht bis zum 2. Juni. Der Künstler wird die Verlängerung der Ausstellung dafür nutzen, neue Kunstwerke mit weiteren Aspekten und aktuellen Bildern aus der Ukraine der Öffentlichkeit und den Besuchenden des Museums zu präsentieren. Gezeigt werden Werke, die im Kontext von Knechts humanitären Engagements in der Ukraine entstanden sind. Neben Installationen, Malereien und Videoarbeiten, die über ihr Medium hinaus auch Aspekte der Aktionskunst und Performance beinhalten, umfasst die Ausstellung zudem eine installative Arbeit im Außenbereich der Städtischen Galerie Wolfsburg.

Neu in der Schau zu sehen ist die Installation Wachstumsschmerz. Das raumgreifende Werk besteht aus zerborstenen und verrußten Steinen eines Mauerwerks, welche – als Steinhaufen punktuell im Raum angeordnet – von Wachstumslampen für Pflanzen beleuchtet werden. Die Steine stammen von einem zerbombten Haus in der Nähe von Borodjanka (Ukraine). Die zehn glühenden Lichtkegel erscheinen wie Lagerfeuer und offenbaren zugleich einen mikroskopisch-forensischen Blick auf die Trümmer.

Herstellungsprozess Schwarz gebadet, ohne Firnis (2023). Foto: Fabian Knecht

Ein weiteres neues Werk in der Ausstellung ist die Videoarbeit Borodyanka Sky Space. Der Künstler filmte hier den Himmel senkrecht durch mehrere Stockwerke eines zerstörten Hauses in Borodjanka. Vorbeiziehende Wolken und Vögel lassen den zerstörten Plattenbau, der als eine Art Rahmung des Himmels im Video zu sehen ist, und die damit verbundene Gewalt fast vergessen sowie das Video ruhig und friedlich erscheinen.

Die großformatigen Malereien mit dem Titel Schwarz gebadet, ohne Firnis (2023) sind direkt im Kriegsgebiet entstanden. In ausgebrannten Panzern hat Knecht Asche mit Leinöl vermengt. Anschließend hat er die nicht grundierten Leinwände vor Ort durch die Farbmasse aus Leinöl und Panzerasche eingetaucht und sie später, in seinem Atelier, auf Keilrahmen gespannt. Die Malereien erinnern in ihrer Machart an das Textilfärbeverfahren Batik, das von Hippies und von der Friedensbewegung verwendet wurde.

Tiefe Verbundenheit mit der Ukraine

Fabian Knechts persönliche und tiefe Verbundenheit mit der Ukraine besteht seit 2005. Seit Beginn des russischen Angriffskrieges 2022 ist Knecht Teil des ukrainischen Widerstandes und als freiwilliger Helfer dreizehn Mal in die Ukraine gereist. Seine Reisen brachten ihn unter anderem direkt an die Front nach Kiew, Tschernihiw, Charkiw, Isjum, Odessa und Cherson. Die Erfahrungen des Krieges, die er während seines humanitären Engagements gemacht hat, hinterließen Spuren in Knechts künstlerischer Praxis, zusammengefasst in seiner Werkserie Der Weg des größten Widerstandes.

Knecht erzeugt in dieser Ausstellung eindringliche Bilder. Er überschreitet Konventionen und Grenzen, um die globalen Umwälzungen im visuellen Gedächtnis zu verankern und stellt sich gegen eine Gewöhnung des Ausnahmezustandes. Knecht selbst beschreibt seine Werke als visuelle Fragmente, die vom Widerstand zeugen. „Ich habe Kunst schon immer als etwas Existenzielles begriffen. Dass nach den persönlichen Kriegserfahrungen in der Ukraine Kunstwerke und ganze Ausstellungen entstehen, war anfangs nicht geplant und doch, retrospektiv betrachtet, unvermeidbar. Es wäre nahezu unvorstellbar, als Künstler einfach weiterzuarbeiten, als ob es diese existenziellen Erfahrungen nicht gegeben hätte“, beschreibt der Künstler.