Mittwoch, Mai 1Nachrichten rund um Wolfsburg
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Kurznachrichten aus dem Rathaus

Buchpräsentation, Flohmarkt, Neues Banner

Ungesehen. Weibliche Migration in die Bundesrepublik – Buchpräsentation

 Migration ist weit vielfältiger und vor allen Dingen auch weiblicher, als vielfach behauptet wird. Dieses vermag Thaisa Cäsar in ihrer eben erschienenen Studie über die Rekonstruktion individueller Geschichten weiblicher Migrantinnen anschaulich zu zeigen. Basierend auf neun lebensgeschichtlichen Interviews, die das Institut für Zeitgeschichte und Stadtpräsentation (IZS) der Stadt Wolfsburg mit Frauen geführt hat, die aus Argentinien, Bolivien, Griechenland, Italien, Jugoslawien, Polen und Spanien nach Wolfsburg eingewandert sind, zeichnet sie deren jeweiligen Migrations- und Integrationsprozess nach.  

Das Buch mit dem Titel „Ungesehen. Weibliche Migration in die Bundesrepublik“ wird am Mittwoch, 17. April, um 17 Uhr in der Stadtbibliothek Wolfsburg im Alvar-Aalto-Kulturhaus von Thaisa Cäsar (Institut für Zeitgeschichte, München) und Dr. Alexander Kraus (IZS, Wolfsburg) vorgestellt.  

Thaisa Cäsar richtet ihr Augenmerk auf die verschiedenen Phasen des Migrationsprozesses – vom Entschluss zur Migration und den jeweiligen Gründen über die Ankunft in Wolfsburg und das Einleben in die neue Gesellschaft bis hin zu den langfristigen Veränderungen, die die Frauen durch ihre Migration erlebten. In ihrem Buch rekonstruiert die Autorin faszinierende Geschichten von Emanzipation und Empowerment, die in der niedersächsischen Industriestadt nicht unbedingt zu erwarten waren. Ihre Arbeit ist ein Plädoyer für ein Überdenken der etablierten Narrative zur deutschen Einwanderungsgeschichte und für die verstärkte Analyse individueller Lebenswege, die für ein Verständnis der Pluralität der bundesdeutschen Migrationsgeschichte unabdingbar sind.  

Thaisa Cäsar, Ungesehen. Weibliche Migration in die Bundesrepublik, 1960 bis 1990 (Stadt – Zeit – Geschichte, Band 9). Göttingen 2024; 168 Seiten, 11 Abbildungen. Ladenpreis: 19 Euro. Die Publikation ist im Buchhandel erhältlich.  

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Flohmarkt im Mehrgenerationenhaus

Stöbern ist ausdrücklich erlaubt, wenn das Mehrgenerationenhaus am Hansaplatz in Wolfsburg am Sonnabend, 20. April, zum Flohmarkt einlädt. Von 14 bis 17 Uhr lautet das Motto „Vom Keller bis zum Dachboden“. Auch die Cafeteria ist in der Zeit geöffnet. Weitere Informationen unter Telefon (05361) 61374. 

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Gegen das Vergessen: Neues Banner am historischen Ort des KZ-Außenlagers Laagberg  

Ein neues Banner am Bauzaun des historischen Orts des KZ-Außenlagers Laagberg wird am Dienstag, 16. April, um 13 Uhr präsentiert. Realisiert wurde es vom Freundeskreis Gedenk- und Lernort KZ-Außenlager Laagberg e.V. in Zusammenarbeit mit dem Institut für Zeitgeschichte und Stadtpräsentation (IZS). Das Banner behandelt die Geschichte von Jean-Michel Gaussot und die seines Vaters, der einst als KZ-Häftling aus Frankreich in die „Stadt des KdF-Wagens“ deportiert wurde. Uwe Paulsen, Vorsitzender sowie Maik Ullmann, Schriftführer des Freundeskreises werden es gemeinsam mit Anita Placenti-Grau, Leiterin des IZS, zeigen.

Die geschichtspolitische Arbeit von Nachkommen von KZ-Opfern gewinnt stetig an Bedeutung. Sie führen das Erbe ihrer Familienangehörigen fort und erinnern an die NS-Gewalt im KZ-System. Das Banner soll jedoch nicht nur auf die Publikation aufmerksam machen: Das darauf abgebildete Zitat aus Gaussots Buch verweist kritisch auf den Umgang mit dem historischen Ort des KZ-Außenlagers Laagberg in Wolfsburg nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges: „In Wolfsburg-Laagberg haben wir uns vor dem Denkmal versammelt, das in Gedenken an die Deportierten vom Laagberg errichtet wurde. Heute ist dies alles, was an das Schicksal dieser Männer erinnert, da nichts von dem früheren Lager bewahrt worden ist. Dort, wo sich die massiv gebauten Baracken befanden, die beinahe achthundert Gefangene – wenn man so sagen kann – ‚beherbergten‘, ragen heute Wohngebäude empor, deren Bewohner wahrscheinlich nichts über die Schrecken wissen, die an diesem Ort begangen worden sind.“  

Gaussot begab sich über viele Jahre hinweg auf Spurensuche nach seinem Vater. Hinweise fand er in kleinformatigen Kalendern seiner Mutter aus den letzten Jahren des Zweiten Weltkrieges, die auf dem Banner abgebildet sind. Die daraus entstandene „Ode an den großen Abwesenden“ erschien jüngst erstmals in deutscher Übersetzung. Anlässlich der Buchpräsentation reiste Jean-Michel Gaussot im Februar 2024 nach Wolfsburg.

Foto: AdobeStock