Der Februar-Spielplan des Scharoun Theaters Wolfsburg lässt erahnen, wie vielfältig an Themen und reichhaltig in der Auswahl das deutschlandweite Angebot an guten Schauspielinszenierungen ist – Ob über die Erfahrungen des Mutterseins, über das Sinnieren Shakespeare’scher Helden, die persönliche Sichtweise auf die deutsche Geschichte, über Versuche, dem Leben zu entfliehen, über menschliche Zerrissenheit, über die Ur-Fragen menschlicher Sinnsuche, wofür wir eigentlich leben: Es geht irgendwie immer um den Menschen, um die Beschäftigung mit sich selbst und seiner Umwelt , und das Ganze auf allen emotionalen Ebenen. Ob lustig, traurig, schockierend, mitreißend, verblüffend – Theater berührt und bewegt! Im Monat Februar mehr denn je …
„Klassik für alle“ wurde kaum erfunden und ist schon jetzt auf dem Weg, ein sprichwörtlicher Klassiker zu werden. Für nur 10,- € kann man für rund eine Stunde nicht nur in die klassische Welt eintauchen, sondern wird darüber hinaus unterhaltsam in die Werke eingeführt. Am 02. Februar spielt das Philharmonic Volkswagen Orchestra Astor Piazzollas „Las Cuatro Estaciones porteñas“ („Die vier Jahreszeiten“) sowie Ludwig van Beethovens Schicksals-Sinfonie Nr. 5 c-Moll.
Aktueller geht nicht: Die Inszenierung #Motherfuckinghood des Berliner Ensembles ist eine Collage über Erfahrungen des Mutterseins. Ein Abend über Arbeit und Sorgearbeit, Feminismus und Söhne, über Mutterschaft und Kunst. Kurz, ein Appell an den Widerspruch zwischen Rollenerwartungen und sozialem Druck: wie soll eine Mutter bedingungslos sorgend sein, wenn sie als Arbeitnehmerin dennoch nicht geschont wird? Die Inszenierung ist am 07. Februar zu erleben.
Was haben Shakespeare, Schostakowitsch und Mendelssohn Bartholdy gemein? Eigentlich nur, dass die legendäre Theater- und Filmikone Angela Winkler und das renommierte delian::quartett sie alle in einer literarisch-musikalischen Begegnung aufeinandertreffen lässt. Dieses außergewöhnliche Format über die Shakespeare’schen Helden zwischen Wort und Musik, Tradition und Innovation, Drama und Zauber zeigt das Scharoun Theater am 12. Februar.
Biedermann und die Brandstifter von Max Frisch ist ein zum Welterfolg gewordener Klassiker des modernen Theaters, ein Lehrstück ohne Lehre, dessen Aktualität wohl nie aufhören wird, vielleicht genau deswegen: Herr Biedermann ist ein Virtuose der Vertrauensseligkeit, und obwohl die Gefahr durch die vielen Brände in der Stadt offensichtlich ist, ignoriert er sie und spielt sogar bewusst mit dem Feuer, als er die Brandstifter bei sich aufnimmt. Die Schauspiel-Urgesteine Peter Bause und Hellena Büttner sind in den Hauptrollen am 13. Februar zu sehen.
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Die Zusammenarbeit des Scharoun Theaters mit dem Münchner ensemble persona geht mit der Schauspiel-Neuproduktion des Klassikers Moby Dick in die vierte Spielzeit. Inspiriert von der Poesie Shakespeares erzählt Herman Melvilles Weltroman die weltberühmte Abenteuergeschichte über den gewaltigen weißen Wal Moby Dick und seinen rachsüchtigen Jäger Captain Ahab. Der Kampf mit den Naturgewalten stellen ihn und seine verschworenen Gefährten vor die Ur-Fragen menschlicher Sinnsuche: Wofür leben wir? Was ist das Ziel? Antworten auf diese und andere Fragen erwarten das Publikum am 16. Februar.
Wer mal wieder eine intelligente Komödie mit geschliffenen Dialogen, beispielsweise über einen geplanten Freitod mit Hindernissen, erleben möchte, ist am 18. Februar mit der Komödie Einszweiundzwanzig vor dem Ende bestens beraten: Bernhard hat das Gefühl, sein Leben verpasst zu haben: Keine Frau, langweiliger Job, keine Ambitionen. Nach dem missglückten Versuch, durch einen Autounfall zu sterben, will er nun den Sprung aus dem Fenster wagen. Doch auch dieser Versuch scheitert, weil plötzlich ein Fremder vor der Wohnungstür des 38-Jährigen auftaucht; und dann macht er auch noch Bekanntschaft mit Clara, die über ihm wohnt und von ihm insgeheim schon lange verehrt wird. Irgendwann ist es dann tatsächlich schon einszweiundzwanzig vor dem Ende …
Wir setzen diese Veranstaltungsreihe fort. Theaterringmitglieder und Gäste sind wieder herzlich eingeladen, am 19. Februar im Rahmen der Veranstaltung Literarisches & Lukullisches an der Lesung des Bestseller-Autors Peter Prange im Foyer des Scharoun Theaters teilzunehmen. Er liest aus seinem neuesten Werk „Herrliche Zeiten – Die Himmelsstürmer“. Nach der Lesung gibt es gewohnt einen kleinen Imbiss. Eintrittskarten für 25,- € (Mitglieder: 20,- €) gibt es nur im Vorverkauf.
Der gefeierte Theaterabend Die Vodkagespräche mit den TV-Stars Catrin Striebeck und Karoline Eichhorn ist eine Momentaufnahme aufeinandertreffender Familienangehöriger bei der Haushaltsauflösung der verstorbenen Eltern, in der vieles zu klären ist, manchmal ohne Vodka nicht möglich – und in der am pietätlosen Verhalten der beiden Schwestern deutlich wird, dass die Auflösung von fundamentalen und allgemeingültigen Werten nicht zu stoppen ist. Zu sehen am 20. Februar.
25. Februar
Erzählt wird die (fiktive) Geschichte des Schauspielers Hendrik Höfgen, von 1926 am Hamburger Künstlertheater bis zum Jahre 1936, als dieser es zum gefeierten Star des sogenannten Dritten Reiches gebracht hat und zum Intendanten des Berliner Staatstheaters ernannt wird. Lotte Lindenthal, die Frau des „Fliegergenerals“ und Ministerpräsidenten, selbst eher eine mittelmäßige Schauspielerin, wünscht sich Höfgen als Partner für ihr Berliner Debüt am Staatstheater und kann ihren Mann, „den Dicken“, überreden, Höfgen zurück nach Berlin zu holen. Als leidenschaftlicher Schauspieler, dem die Rolle des Mephisto in Goethes „Faust“ wie auf den Leib geschnitten ist, erkennt der Opportunist Höfgen erst viel zu spät, dass er tatsächlich einen Pakt mit dem Teufel geschlossen hat: Fast alle Menschen, die ihm etwas bedeuten, wird er bei diesem freien Fall in den moralischen Abgrund verlieren …
Mephisto, 1936 im Exil geschrieben, wird als Schlüsselroman über den Schauspieler Gustaf Gründgens angesehen: Ein fiktiver Schauspieler im Konflikt zwischen Karriere und Gewissen. Die Verfilmung mit Klaus-Maria Brandauer erhielt 1981 den Oscar für den besten fremdsprachigen Film. Das Neues Globe Theater zeigt ihre Inszenierung am 25. Februar.
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In einer interdisziplinären und multimedialen Performance im Stile eines Wirtschaftsthrillers spürt die Inszenierung Cum-Ex Papers über ein entfesseltes Finanzsystem am 27. Februar den Fragen nach, mit welcher Rechtfertigung Investoren und Banken die Gemeinschaft ablehnen und wer sich eigentlich darüber empört. Gleichzeitig wirft die Inszenierung neue Perspektiven auf ein Phänomen, das ganz eigenen Regeln zu folgen scheint: Wieso sind immer neue Modelle des Betrugs zu finden und warum liegt die Strafverfolgung in ihren Mitteln so weit hinter den Möglichkeiten der Investoren zurück?
Kartenvorverkauf Theaterkasse, Porschestraße 41D, per Mail unter karten@theater.wolfsburg.de, telefonisch unter 05361 2673-38, Alle Infos und Karten unter www.theater.wolfsburg.de
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