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Ein Blick in die Vergangenheit

Drohnenaufnahme von Anfang Januar 2024: Im Drömling zeichnet sich der mittelalterliche Burghügel als hochwasserfreier Bereich ab.

Besonders in und um Vorsfelde ist das Hochwasser der Aller in den vergangenen Wochen deutlich zu sehen. Eine ungeahnte Folge der Wassermassen: Sie geben seltene Einblicke in die historische Burgenlandschaft Vorsfeldes. Als grüne oder aktuell schneebedeckte Kuppen zeichnen sich die ehemaligen mittelalterlichen Befestigungsanlagen von den umliegenden überfluteten Wiesen und Feldern ab.

„Die Niederungsburg vom Typ ‚Motte‘ bestand sehr wahrscheinlich aus einem zentralen Burghügel, der durch Wälle und Gräben gesichert war. Auf diesem Hügel befand sich vermutlich ein einfacher Turm, deshalb spricht man auch von einer ‚Turmhügelburg‘. Dabei war die Burg mit einem Burgwall und einer Vorburg verbunden“, erläutert Daniel Pollok von der Unteren Denkmalschutzbehörde der Stadt Wolfsburg, der diverse Ausgrabungen im Stadtgebiet betreut.

Nahe des Mittellandkanals befindet sich das sogenannte Alte Haus. Eine Burganlage, die in das 12. bis 14. Jahrhundert datiert wird und die einen Durchmesser von etwa 50 Metern besaß. Durch das Aller-Hochwasser wurde der angelegte Burghügel wieder sichtbar und verdeutlicht so, wie gut auch nach Jahrhunderten historische Geländeeingriffe erhalten sind. Das Alte Haus wurde 1946 vom niedersächsischen Landesarchäologen Dr. Alfred Tode untersucht und als ehemalige Niederungsburg beschrieben.

Kleinere Burg an der Aller ist etwa 1.000 Jahre alt

Ein weiterer etwas kleinerer Burghügel ist derzeit bei Vorsfelde direkt an der Aller erkennbar. Obwohl der gesamte umgebende Bereich unter Wasser steht, blickt der mittelalterliche Burghügel erhaben über die Wasserfläche. Strukturell unterscheidet sie sich nicht vom Alten Haus. Archäologische Untersuchungen förderten 2021 eine den Turmhügel umgebende Palisadenanlage zutage. Die geborgenen Holzpfähle, die vermutlich den Rest eines Palisadenwalls darstellten, wurden dendrochronologisch untersucht. Diese wissenschaftliche Methode konnte anhand der Vermessung der Jahresringe der Hölzer das exakte Jahr der Fällung ermitteln. Hierbei handelte es sich um Eichenholz. Die Eichen wurden demnach 1023 n. Chr. gefällt und somit vor ziemlich genau 1.000 Jahren verbaut.

Jörg Lillteicher, Abteilungsleiter des Bau-Bürger-Büros, zeigt sich beeindruckt: „Es ist bemerkenswert, dass die Geländemerkmale und damit ein Teil der Wolfsburger Geschichte nach einem so langen Zeitraum noch ablesbar sind.“

Extreme Wetterlagen wie Dürre, Hitzeperioden oder das jetzige Hochwasser können ehemalige verborgene geschichtliche Zeugnisse sichtbar machen und einen entscheidenden Hinweis auf die historische Landschaft liefern.

Foto: oh/Stadt Wolfsburg